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B wie Bett

 

Himmelbett, 1883/1888 (Möb. 84)

 

  • © Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

© Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern

Wer A sagt, muss auch B sagen. Auf den Himmelsglobus von Erhard Weigel mit der Inventarnummer A. 1 folgt im Sammlungs-„A bis Z“ nun

B wie Bett – Himmelbett, 1883/1888 (Möb. 84)

Schlafen wie eine Fürstäbtissin – stilvolles Bett aus Massivholz in Renaissance-Optik!
Das vornehme Schlafzimmermöbel besteht aus einer robusten Bettlade mit Pfostenbaldachin und Liegefläche im Queen Size-Format. Schlicht in der großen Gesamtform wird die monumentale Bettstatt aus massivem Fichtenholz durch Einlegearbeiten und Schnitzereien aus Birke und Nussbaum zu einem echten Blickfang. In Anlehnung an Renaissance-Mobiliar prägen flache Kassettenfelder die Gestaltung der Seitenwände und des von schlanken korinthischen Säulen getragenen Betthimmels; auf dessen Unterseite ein dekorativer Wappenschild. Das reichprofilierte Kopfteil vollendet das elegante Design: zwei Hermenpilaster mit Löwentatzen und einem einerseits männlichen, andererseits weiblichen Oberkörper sowie Engelsköpfe wachen über den Schlafenden. Einfach traumhaft!

Preis (ohne Matratze und Bettwaren): 700 Mark.




Möb. 84 gelangte 1909 zusammen mit einigen Rokoko- und Renaissancemöbeln aus dem Nachlass von Auguste Semler in Lindau/Hochbuch in den Besitz des Museumsvereins. Die alte Dame war Erbin einer Fülle bedeutender Kunstschätze, die ihr 1894 verstorbener Bruder Karl zusammengetragen hatte. Nach ihrem Tod konnten die „Schatzsucher“ im Dienste des noch jungen Heimatmuseums einige Stücke erwerben, darunter das sog. „Renaissancebett“, das später unter der Inventarnummer Möb. 84 erfasst wurde.



Auch wenn die Form des Möbels durchaus typisch für ein vornehmes Bett der frühen Renaissance-Zeit ist, handelt es sich hier um die historistische Nachbildung eines solchen, angefertigt in den 1880er Jahren durch den Lindauer Kunstschreiner Karl Müller, der sich auf der Rückseite des Baldachinhimmels mit Namen verewigt hat.

Im Cavazzen ist das Bett ab 1930 im sogenannten „Äbtissinnenzimmer“ zu bestaunen, in dem (angeblich) aus dem Lindauer Damenstift stammende Möbel und Gemälde vor dunkler Wandvertäfelung den Eindruck eines Interieurs der Renaissance- oder Barockzeit erzeugen sollen. Nach 90 Jahren im Licht der Öffentlichkeit ist der Schlafstatt, in der sicher nie eine Äbtissin, womöglich aber das Fräulein Semler träumte, nun vorerst eine Pause vergönnt: Sie befindet sich bis auf weiteres im neuen Museumsdepot. Wir wünschen erst einmal: Gute Nacht!

Porträt Carl Semler © Christian Flemming
Details Himmelbett © Kulturamt Lindau

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