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D wie Degen

 

aus unserem Sammlungs A-Z

 

Als „Haudegen“ bezeichnet man üblicherweise etwas ungehobelte, wettergegerbte Männer – aber diese werden im Lindauer Museumsdepot genauso wenig an die neuen Gitterzüge geknüpft wie Galane oder Beamte …
In der vielfältigen Waffensammlung des Museums finden sich zahlreiche Hieb- Stich- und Stangenwaffen: mit gerader, gespitzter Klinge ist der Degen eine Stichwaffe - aber längst nicht alle Degen wurden eingesetzt, um den Gegner zu verletzen.



Am ehesten dazu zu gebrauchen wäre der älteste Degen, ein Haudegen (InvNr. WG 4) aus dem frühen 17.Jh.. Die Klinge (78 cm) ist aus Stahl geschmiedet und weist bereits einige Scharten und Reparaturen auf. Das Gefäß (Oberbegriff für Knauf, Griff, umgebende Bügel und Parierstange) schützt die Hand bei Stichen und Schlägen vor Verletzungen.



Auf einem Gemälde aus der Zeit des 30jährigen Krieges trägt Daniel Haider (Vater des Valentin Haider) einen ähnlichen Degen (InvNr. Ö.l.p.p. 26, datiert 1624). Als Attribut verweist eine, zu dieser Zeit bereits schon altertümlich erscheinende, Waffe auf den Status der Person als Adeliger und wehrhafter „Ritter“.  



Auch auf einem etwas späteren Portrait des Zacharias Frey ( Inv.Nr. Ö.l.p.p. 16, datiert 1688) ist der Degen ein Attribut des Adelsstandes; er wird nur noch selten als Waffe eingesetzt. Spätestens im 18.Jh. wird das Tragen eines Galanteriedegens ein modisches Accessoire für den Herrn von Stand: für die Schmuckausstattung „Grand Parure“, ein Ensemble aus Schnallen, Sparzierstock, Orden, Tabakdosen etc. wird der Degen zierlich und luxuriös gearbeitet. Berühmt für ihren reichen Besatz mit Edelsteinen und Goldschmiedearbeit sind z.B. die Garnituren August des Starken aus Sachsen, die vor kurzem aus dem Grünen Gewölbe in Dresden gestohlen wurden.



Der, sehr schlichte, Lindauer Galanteriedegen (InvNr. WG 16) ist im oberen Teil der Klinge vergoldet und graviert, das Gefäß ist jedoch bereits so leicht gearbeitet, dass es weder einen festen Griff noch Schutz bietet - und wohl nicht mal für ein galantes Duell nützlich gewesen wäre.
Im 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. sind Degen ein Teil der repräsentativen Uniformen von Soldaten (Offizieren) und Beamten. In Bayern gehörte zur Galauniform eines Beamten, sei es Eisenbahn, Post, städtische Verwaltung oder auch Hofbediensteter, ein Degen mit den Insignien des jeweiligen Herrschers und dem Bayrischen Löwen. Uniform und Degen mussten selber gekauft werden, und an der Wertigkeit der verwendeten Materialien lässt sich ablesen, welchen Rang und welche finanziellen Möglichkeiten der Käufer hatte.



Der Lindauer Bürgermeister Heinrich Schützinger  (*1857- +1920) ließ das Gefäß seines Beamtendegens feuervergolden und die Klinge gravieren und bläuen (InvNr. WG 25). Eine einfache goldene Krone auf dem Perlmuttgriff datiert das Objekt in die Regierungszeit des Prinzregenten Luitpold (1886-1912); unter den Königen Ludwig I –III und Maximilian wurde hier jeweils ein königliches Monogramm eingefügt.  
Der Beamtendegen Heinrich Schützingers wird als „Prunkstück“ in der neuen Dauerausstellung im Cavazzen zu sehen sein.

Alle anderen Waffen sind im neuen Museumsdepot an Gitterzügen aufgeknüpft worden und werden sorgfältig inventarisiert und gereinigt. Um keine Spannung auf das empfindliche Material zu bringen hängen sie, nach Waffenarten sortiert, an ihrem jeweiligen Schwerpunkt und werden von Schaumblöcken gestützt. Die Bänder sind aus ungebleichter Baumwolle, die Anhänger aus säurefreiem Papier, mit weichem Bleistift beschriftet. Durch die konsequente Verwendung dieser Materialien im gesamten Archiv vermeidet man Schäden, wie sie z.B. durch Säureabdrücke in direktem Kontakt mit Metall entstehen könnten. Auch die Schleifen sind keine Dekoration - jedes Objekt kann einfach zur Begutachtung heruntergenommen und später wieder am Platz aufgehängt werden.



Es erscheint uns aber auch manchmal so, als hätten die martialischen Waffen durch die vielen Schleifen irgendwie ihren Schrecken verloren…

 

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