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M wie Maske

 

aus unserem SammlungsA-Z

 

Teufel, wilde Männer, Hexen, Naturgeister und Tierwesen. Während der Fastnacht erscheinen sie zu Hunderten in den schwäbisch-alemannischen Städten und treiben ihr Unwesen.

Natürlich ist es keine teuflische Magie, die hier am Werk ist, sondern Menschen in Kostümen und Masken. Seit tausenden von Jahren nutzen Menschen Masken, um sich in jemanden oder etwas anderes zu verwandeln. Hinter der Maske verschwindet mit dem Gesicht auch die Person – die Maske ersetzt das Gesicht, sie wird selbst zum Charakter.

Die Maske in unserer Sammlung (ME 64) hat eine Gemeinsamkeit mit den Fastnachtsmasken – auch sie lässt die Person hinter einem Charakter verschwinden. Doch es gibt auch einen wichtigen Unterschied: es ist keine Maske, die man sich nicht selbst aufsetzt und erst recht nicht freiwillig trägt. Es ist eine sogenannte „Schandmaske“ und ihr Zweck ist Bestrafung.

Schandmasken waren vor allem im 16. und 17. Jahrhundert verbreitet und zählten zu den sogenannten Ehrenstrafen. „Ehre“ war damals ein wichtiges persönliches Attribut und den Menschen lag viel daran, als ehrenhaft zu gelten. Ehrenstrafen, welche eine Person dem öffentlichen Spott hingaben und somit „entehrten“, waren deshalb gefürchtet. 

Man bekam eine Schandmaske in der Regel für kleinere Vergehen gegen die öffentliche Ordnung aufgesetzt: Streitsucht, Unehrlichkeit, Tratscherei und ungebührliche Neugier. Mit der aufgesetzten Maske wurde man dann an einem öffentlichen Ort angeprangert und dem Spott seiner Mitmenschen ausgesetzt.

Die Gestaltung der Maske symbolisierte dabei auch die Art des „Verbrechens“, welches bestraft wurde. An unserer Maske fällt beispielsweise die sehr lange Nase und die herausgestreckte Zunge auf – ein Hinweis darauf, dass sie für Personen reserviert war, die sich närrisch verhielten und verbal über die Stränge schlugen.

Ob diese Maske wirklich ein authentisches Strafinstrument des 17. Jahrhunderts ist, bleibt fraglich. Das geschichts- und traditionsbegeisterte 19. Jahrhundert brachte zahlreiche Imitationen oder Fantasieobjekte hervor. Sie verweist zumindest auf eine tatsächliche Praxis der frühen Neuzeit und gibt einen Einblick in das Denken der Menschen dieser Zeit.

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