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N wie Notgeld

 

Aus unserem SammlungsA-Z

 

Beim Wort „Notgeld“ denken die meisten wahrscheinlich an die Geldscheine, die zur Zeit der Hyperinflation 1923-24 herausgegeben wurden: 100-Milliarden-Mark-Scheine, mit denen man am einen Tag gerade mal einen Laib Brot kaufen konnte und die am nächsten Tag schon vollständig wertlos waren.

Da wirkt der 10-Pfennig-Schein, der vor kurzem als Schenkung in unsere Sammlung gekommen ist, schon weit bescheidener. Bei ihm drängt sich eher die Frage auf, warum man für einen so kleinen Betrag einen Geldschein druckt und nicht eine Münze prägt.

Der Schein entstand während des Ersten Weltkriegs als Reaktion auf die Verknappung der Edel- und Halbedelmetalle, die bis dahin für die Münzprägung verwendet worden waren; insbesondere Gold, Silber, Kupfer und Nickel.

Ab 1916 wurden in Lindau, wie in anderen deutschen Städten, Gold- und Silbergegenstände zur Unterstützung der Kriegsanstrengungen gesammelt. Zur Belohnung erhielt man eine Urkunde und einen eisernen Ring. Außerdem gerieten viele Menschen durch die sich stetig verschlechternde Lebensmittelversorgung in Sorge und begannen, ihre Münzen für deren Materialwert zu horten.

Es musste also Ersatzgeld für die Bezahlung kleinerer Beträge her und so begann man auch in Lindau, spezielles Papiergeld zu drucken, welches nur in der Stadt ausgegeben werden konnte.

Das Ablaufdatum der Pfennigscheine entsprang der Vorstellung, dass man nach dem gewonnenen Krieg wieder zum Normalzustand übergehen könnte. Doch Deutschland verlor den Krieg, war tief verschuldet und musste nun auch hohe Reparationszahlungen an die Siegermächte leisten. Das heizte die Inflation an und unser 10-Pfennigschein war 1920 nur noch 1 Pfennig wert, ein Jahr später 0,1 Pfennig – weniger als das Papier auf das er gedruckt wurde.

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