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G wie Güterschleppboot

 

aus unserem Sammlungs A-Z

 

  • InvNr 2021.018, © Museum Lindau

InvNr 2021.018, © Museum Lindau

Das Stadtmuseum freut sich diesmal besonders über eine neue Restaurierung: Das Modell eines Güterschleppbootes wurde aus seinem jämmerlichen Zustand mit gebrochenem Mast und zerfetztem Segel wieder in ein (fast) seetaugliches Boot verwandelt! Fachmännisch und detailgetreu wurde nicht nur „klar Schiff“ gemacht, sondern der gesamte Aufbau über Deck generalüberholt - bis hin zum kunstvollen Nähen eines neuen Segels aus historischem, zum Modell passenden Leinen. Vielen Dank, lieber RF!

Das Modell ist im Maßstab 1:17 oder 1:18 gebaut - das Original war über 20 m lang. Leider lässt sich kein Name nachweisen. Baugleiche Boote wurden ab 1853 in Dienst gestellt, z.B. die SATURN oder der SCHWAN der Schweizerischen Dampfboot Aktiengesellschaft.

Günstige Winde waren jahrhundertelang notwendig, um mit Segelschiffen, z.B. mit den regional-typischen Lädinen, den Bodensee zu überqueren und Mensch, Vieh und Waren aller Art zwischen den Seeanrainern zu transportieren. Dies ändert sich mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt ab 1824: Immer größere Mengen von Gütern können verschifft werden – nicht nur mit den Dampfschiffen selber, sondern auch von ausgewiesenen Güterschleppbooten. Mast und Segel, Kompass, Anker, Bremshaken und ein Nebelhorn ermöglichen es diesen Booten, eigenständig zu segeln - häufig werden aber 2-3 Transportboote von einem Dampfschiff geschleppt.

Wein, Getreide, Salz und Holz können, unabhängig vom regulären Fahrplan der Dampfschiffe und deren Liegezeit im Hafen , zu- und abgeladen werden; zwischen 60 und 100 Tonnen ist die Fassungskapazität, pro Schiff.

Die zumeist zwischen 1853 und 1868 gebauten Schleppsegler werden zu Beginn des 20.Jh. außer Dienst gestellt, motorbetriebene Segelschiffe übernehmen ihre Transporte. Bereits im 19.Jh. wird der Warenumschlag in den Häfen durch die Einrichtung des Trajektverkehrs (ganze Güterwaggons der Eisenbahn werden auf speziell gefertigte Kähne verladen, quasi ein Roll on/Roll off – Fähr-System) deutlich erleichtert.


InvNr.G.l.s.s.5, © Museum Lindau

Ein ungewöhnlicherer Einsatz ist der als Arbeitsplattform bei der Hebung des 1861 (zum ersten Mal) gesunkenen Dampfschiffes „Ludwig“. Der Ingenieur Wilhelm Bauer koordiniert 1863 von den Güterschleppbooten die Tauchgänge zum Wrack und befüllt die Hebekörper aus Kautschuk auf Deck der Schiffe mit einer Lokomobile (mobile Dampfmaschine).

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