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Stadtgestalten 02

 

Lola Montez

 

  • G.l.p.d. 87_Lola Montez © Museum Lindau

  • © Sammlung Winfried Schlegel

G.l.p.d. 87_Lola Montez © Museum Lindau

© Sammlung Winfried Schlegel

Geburtstagsglückwünsche für eine femme fatale

Das Buch, 1949 im Stuttgarter Scheible-Verlag erschienen, will nichts weniger als „den Völkern eine geschichtliche Lehre, den Königen eine Lehre über die Regierungskunst (zu) geben“ und begreiflich machen, „wie die Reiche fallen, die Throne einstürzen und die Kronen zerbrochen werden.“ Dies schreibt kein großer Staatstheoretiker, sondern – Elizabeth Rosanna Gilbert aka Maria de los Dolores Porrys y Montez, kurz: Lola Montez. Die Frau hat sich bis dahin vor allem einen Namen gemacht als skandalumwitterte femme fatale, Hochstaplerin und Geliebte des bayerischen Königs Ludwig I.. Doch man muss ihr – ein Stück weit zumindest – zugeben, dass sie weiß, wovon sie spricht.

Der 17. Februar ist ihr Geburtstag, der sich heuer zum 200. Mal jährt. Wir nehmen das zum Anlass, ihres Aufenthalts in Lindau zu gedenken: Mitte Februar 1848 steigt Montez kurzzeitig im Gasthaus zur Krone ab, um alsbald am Lindauer Hafen ein Schiff in die Schweiz zu nehmen. Sie ist auf der Flucht, nachdem sie den Befehl erhalten hat, ihren Wohnsitz in der bayerischen Hauptstadt binnen einer Stunde zu verlassen. Im Jahr der Märzrevolution gärt es in der Münchner Bevölkerung – die bekannte Affäre des betagten Monarchen mit der kapriziösen Lola Montez, der er ein Luxusleben finanziert und einen Adelstitel verschafft, wird allgemein missbilligt und wirkt als Brandbeschleuniger.

Ludwig hat sich 1846 in die 25-jährige Lola Montez verliebt, die als spanische Tänzerin durch Europa tourt. Tatsächlich ist die geborene Eliza Gilbert Tochter eines schottischen Offiziers und einer irischen Landadeligen, weiß aber in der Rolle der feurigen Spanierin nicht nur den bayerischen Monarchen zu überzeugen. Ihre extravaganten öffentlichen Auftritte erregen Anstoß in München und sorgen – da sie sich eine studentische Leibgarde hält – für Unruhe in der städtischen Studentenschaft. Die Situation eskaliert 1848 mit der Schließung der Münchner Universität durch den König und handfesten Protesten vor der Residenz.

Am 11. Februar 1948 sieht sich Montez schließlich zum überstürzten Aufbruch gezwungen. In Lindau besteigt sie vier Tage später sinnigerweise das nach ihrem royalen Gönner benannte Dampfschiff Ludwig in die Schweiz. Nur gerüchtehalber kehrt sie noch einmal heimlich nach München zurück, woraufhin der König am 20. März abdanken muss. Montez tanzt weiter und tingelt sich durchs Leben. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag stirbt sie am 17. Januar 1861 in New York.

Bei allem, was sich Eliza „Lola“ Gilbert vorwerfen lässt, können wir uns doch auch einer leisen Bewunderung nicht erwehren – für eine selbstbewusste und in vielerlei Hinsicht moderne Frau, die sich nicht um Konventionen kümmerte und stets andere Wege als den ihr vorgezeichneten ging. Wir finden: Auch sie eine „Stadtgestalt“ und sagen „Happy birthday, Lola!“

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