Kultur Lindau

Museumsblog Lindau

„Jedes Hühnchen im Hof ist wieder sichtbar.“

 

Eines der bedeutendsten und schönsten Objekte aus der Sammlung des Stadtmuseums ist wieder ins Museumsdepot zurückgekehrt

 

  • Die Deller´sche Tafel auf der Bilderzuganlage im Museumsdepot. Foto: Flemming

  • Bernhard Leinmüller inspiziert die Tafel nach dem Rücktransport. Foto: Flemming

  • Caspar, bereits mit 4 Jahren verstoben, und sein „Geist“ . Foto: Museum Lindau

  • Restaurator Leinmüller demonstriert, wie Farbpigmente mit Leinöl oder Walnussöl zur Retusche angemischt werden. Foto: Flemming

  • Die Tafel mit Familienwappen. Foto: Flemming

Die Deller´sche Tafel auf der Bilderzuganlage im Museumsdepot. Foto: Flemming

Bernhard Leinmüller inspiziert die Tafel nach dem Rücktransport. Foto: Flemming

Caspar, bereits mit 4 Jahren verstoben, und sein „Geist“ . Foto: Museum Lindau

Restaurator Leinmüller demonstriert, wie Farbpigmente mit Leinöl oder Walnussöl zur Retusche angemischt werden. Foto: Flemming

Die Tafel mit Familienwappen. Foto: Flemming

Eines der bedeutendsten und schönsten Objekte aus der Sammlung des Stadtmuseums ist in der letzten Woche aus der Werkstatt des Restaurators Bernhard Leinmüller wieder ins Museumsdepot zurückgekehrt – und liefert mit seinem „neuen Glanz“ einen Vorgeschmack auf die künftige Dauerstellung im Cavazzen, in der altbekannte  Schätze attraktiv und spannend inszeniert werden sollen. Ermöglicht wurde die Maßnahme durch eine großzügige Spende des Historischen Vereins Lindau.

Die Deller‘sche Totentafel (Inv.Nr.ÖAKD. 35), ein Holz-Tafelbild mit zwei beweglichen Flügeln,  wurde 1604 für die Familie Deller als Andachtsbild im Familiengrab auf dem Alten Lindauer Friedhof aufgestellt. Die Malerei im Inneren des Schreins erzählt vom Leben und Sterben einer selbstbewussten  Lindauer Bürgersfamilie und zeigt eine der detailreichsten und frühesten Darstellungen des Lindauer Festlands.  

Die Restaurierung  wurde dem Ravensburger Restaurator Bernard Leinmüller anvertraut, der die  Maßnahmen meisterhaft umgesetzt hat: Fingerbreite Spaltrisse im Holz, die durch die Aufstellung im Freien und in nicht-temperierten Räumen entstanden waren, konnten fast unsichtbar wieder zusammengefügt werden.

Der augenfälligste Unterschied zum Vorzustand ist jedoch, dass durch die schonende Reinigung der gesamten Oberfläche die vielen Details, die den besonderen Reiz der Tafel ausmachen, endlich wieder gut sichtbar hervortreten. Bernhard Leinmüller konnte den mehrfach übergepinselten und unansehnlich nachgedunkelten Firnis schonend reduzieren, schadhafte Stellen fixieren und, sehr dezent, kleine Fehlstellen retuschieren.

Begeistert zeigt der Restaurator sich von der Technik der Tafelmaler, deren feine Pinselführung,  z. B. in den individuell gezeichneten Gesichtern der Stifterfamilie, auch noch nach über 400 Jahren abzulesen ist.  An einigen Stellen sind bei der Reinigung Übermalungen an die Oberfläche getreten, die die Entwicklung der Bildkomposition nachvollziehbar werden lassen – z. B. war einer der Deller‘schen Jungs im Verhältnis zum Vater ursprünglich zu groß gemalt worden und besitzt – nach Korrektur dieses Fehlers durch den Künstler –, einen geisterhaften Schatten.

Die aufwändige, zweimonatige Restaurierung  wurde durch das Engagement und die großzügige Spende des Historischen Vereins Lindau für dieses Objekt ermöglicht. Stellvertretend für alle Mitglieder und alle Spender,  bedankt  sich das Museum besonders bei Herrn Sepp Dietrich (in memoriam) – und freut sich auch in Zukunft über jegliche Unterstützung.

Sie sind hier: Kultur-Lindau / Museum Lindau / Museumsblog Lindau / Detail / „Jedes Hühnchen im Hof ist wieder sichtbar.“
© 2024 Kultur Lindau